НОВОСТИ      22.06.2023

Der weltberühmte Bildhauer aus dem Dorf Rot-Front- Jakob Wedel Teil 2

Der zweite Teil des Interviews ist der Entstehung des berühmten Bildhauers Jakob Wedel, seinem Umzug nach Deutschland und der Fortsetzung seines kreativen Weges in einem neuen Land gewidmet.

 – Wo arbeitete Herr  Wedel, bevor er an der Kirgisischen Kunsthochschule zu unterrichten begann?

–   1954 heiratete mein Vater meine Mutter, und gemeinsam zogen sie zu ihrem Vater ein und lebten dort in einem sehr kleinen Zimmer. In kurzer Zeit fand mein Vater Arbeit in einer Möbelfabrik. Auch dort einarbeitete er sich recht schnell darin und wurde sogar zum Rationalisator bei der Verbesserung der Qualität und der Erfindung neuer Möbelmodelle. Dabei hat ihm seine kreative Art sehr geholfen. Er erhielt bald Anerkennung und wurde mit dem NVIR-Zeichen (Nationaler Verein den Innovatoren und Rationalisatoren) ausgezeichnet. Er kannte sein Werk sehr gut, denn Holz war seit der Kindheit seine Leidenschaft. Er kannte alles: die Gattung,  die Textur, die Dichte und auch Verarbeitungsmerkmale. Nach ein paar Jahren begann er, nur noch Sonderaufträge auszuführen. Er bekam in der Fabrik eine eigene Werkstatt, in der er später nicht nur neue Möbelmodelle herstellte, sondern sogar berühmt wurde und Sonderaufträge von der Regierung entgegennahm. Er schuf Porträts aus Holzstückchen, denn jedes Holz hat seine eigene Farbe. Das nennt man die Einlegearbeit. Die Arbeitsfähigkeit meines Vaters war unglaublich, er hat alles schnell und effizient erledigt. Das hat alle überrascht.

Wie erfolgreich war Ihr Vater in seiner Arbeit?

– Die Arbeit in der Fabrik war für ihn überhaupt nicht hart, er zeigte sich von der guten Seite, zeigte seine Kreativität bei der Arbeit mit Holz. Im Laufe der Jahre hat er sich zu einem berühmten Meister entwickelt. 1963 machte er gleichzeitig das Fernstudium an der Kunsthochschule. Nach seinem Studium hörte er auf, in einer Möbelfabrik zu arbeiten. Von diesem Moment an begann sein kreatives Leben. Gleichzeitig  baute er ein Haus und stellte alle Möbel, Türen und Fenster selbst her. Dann organisierte mein Vater eine „Theatergesellschaft“, rufte gute Holzschnitzer, meist deutscher Nationalität, um sich zusammen und stellte selbst Souvenirs her. Diese Souvenirs wurden in großen Mengen hergestellt und waren ein großer Erfolg. Es war eine ganze Fabrik zur Herstellung von Souvenirs. Dort machten sie Schachbrette und Figuren, die sie in der gesamten Sowjetunion vorlegten.

Abschweifung

Ich kann Ihnen über einen kleinen Vorfall erzählen. Einmal erhielt er von der Regierung den Auftrag, ein Porträt von Breschnew anzufertigen. Breschnew war damals dreimal der Held der Sowjetunion. Als das Porträt zum Versand bereit war, wurde Breschnew mit dem vierten goldenen Stern ausgezeichnet. Und bis zum Abflug des Flugzeuges blieben noch drei Tage. Was musste man machen?! Es gab eine Panik in der Regierung! Dann ließen sie meinen Vater kommen,  er sagte so: „Bringen sie dringend ein Porträt in mein Atelier über, alle notwendigen Materialien, die Lacke, die Spezialmaschine und alle Werkzeuge habe ich da.“ Und zwei Tage später, als das Porträt zur Regierung zurückgebracht wurde, schauten alle lange hin und konnten nicht verstehen, wie an der Stelle von drei Sternen vierte Stern entstanden. Für die Sterne wurde ein Abstand von 10 cm vorgesehen, und wie der vierte Stern dort hineinpasste, überraschte sogar mich selbst.

– Wie war der Umzug von Jakow Wedel  nach Deutschland?

– Der Umzug war ziemlich schwierig, da er seine gesamten Werke mitnehmen musste. Die meisten Werke transportierte er selbst. Den vierten Teil überließ er mir, da wir auch nach Deutschland umziehen wollten. Mein Vater zog 1988 dorthin. Hier möchte ich sein eigenes Zitat aus dem Buch anführen: „Die Jahre, die ich in Kirgisistan gelebt habe, haben tiefe Erinnerungen in mir hinterlassen, die nicht aus meinem Leben gelöscht werden können.“ Es fiel ihm nicht leicht, sich von allem, was er angesammelt hatte, zu verabschieden. Er hatte in Kirgisistan viele Bekannte unter Künstlern und Politikern. Als er in Deutschland ankam, wurde er von Verwandten und Freunden unterstützt. Nur wenige Wochen später wurde eine Wohnung für seine Familie gefunden.

– Wie setzte Herr Wedel seine kreative Tätigkeit in einem neuen Land fort?

– In dem Haus,  wo er lebte, bestand die Möglichkeit, ein kleines Atelier einzurichten. Die Freunde halfen bei der Suche nach einer Werkbank, er brachte seine Werkzeuge mit. Und die Arbeit ging, wie man sagt, flott von der Hand. Mein Vater wurde so kreativ inspiriert, dass die Werke wie am Fließband entstanden. Er hatte einen guten Freund, Otto Hertel, der eine Auszeichnung der deutschen Regierung erhielt. Otto half  bei der Organisation von Ausstellungen und stellte die nötigen Menschen vor, die meinem Vater halfen, am gesellschaftlichen und kreativen Leben teilzunehmen. Im Allgemeinen konnte der Vater recht schnell „wieder auf die Beine kommen“. Nach kurzer Zeit erhielt er ein Stipendium für drei Jahre in der  schönen Stadt Schwalenberg. Es gab dort schon immer Künstler, die eigene Häuser mit mehreren Werkstätten hatten. Mein Vater bekam eine dieser Werkstatt und arbeitete dort ständig. Nach drei Jahren mietete er in derselben Stadt ein Atelier, in dem er bereits alle folgenden Werke schuf. Dort beschäftigte er sich mit der monumentalen Bildhauerkunst, viele seiner in dieser Werkstatt gefertigten Werke schmückten nicht nur die Stadt Schwalenberg, sondern auch viele andere Städte in Deutschland.

Wie waren die letzten Jahre Ihres Vaters?

– Mit zunehmendem Alter wurde es für ihn immer schwieriger, nach Schwalenberg zu fahren, dann begann er, ein Buch über sein Leben zu schreiben, das ich später veröffentlichte. Mein Vater ist 2014 gestorben, aber sein Werk lebt weiter. Er schenkte dem Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold mehr als 200 Werke. Viele Werke befinden sich in der Stadt Schwalenberg. Er teilte einen Teil der Arbeit zwischen uns, seinen Kindern, auf.

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